
Friedhöfe verändern sich durch eine neue Bestattungskultur
(Gabriele Tietz & Janina Lütke)
In unserem Newsletter im Oktober 2025 ging es um Bestattungsformen und vor allem um das Thema Waldfriedhof und Baumbestattung.
Hier wollen wir darauf eingehen, wie sich die Friedhöfe in Zusmarshausen und den Ortsteilen verändern und welche Herausforderungen sich dadurch für die Friedhofsverwaltung ergeben.
Strukturelle Veränderungen
Sinkende Belegung:
Ein großer Teil der Friedhofsflächen wird nicht mehr für Erdbestattungen genutzt, was zu Leerstand und Lücken in den Grabfeldern führt.
Zunehmende Urnenbestattungen:
Pflegeärmere Urnenbestattungen und Grabformen wie Gemeinschaftsgräber nehmen zu und verringern den Flächenbedarf.
Dies führt zu finanziellen und wirtschaftlichen Herausforderungen der kommunalen Friedhofsverwaltung.
Leere Flächen, auf denen häufig kniehoch das Unkraut wuchert, müssen weiter gepflegt werden. Durch veränderte Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger entstehen Urnengrabanlagen und Urnenstelen.
Die Friedhöfe werden parkähnlich umgestaltet. Eine sehr schöne Idee hat sich auf dem Friedhof Zusmarshausen etabliert, hier wurde eine Bank an der Urnengrabanlage aufgestellt, eine zweite ist geplant. Ältere Menschen können sich setzen, auch ergeben sich Gespräche mit anderen Trauernden.
Barrierefreiheit:
Für ältere Friedhofsbesucher mit Gehbehinderung, mit Rollator oder im Rollstuhl, aber auch mit Kinderwägen ist der Weg hier oft beschwerlich. Auf dem Friedhof in Zusmarshausen wurden die Hauptwege mit Platten verlegt, in Streitheim ist dies geplant. Hier muss auch eine Rampe so integriert werden, sodass Rollstuhlfahrer diese selbständig nutzen können.
Bei all diesen Veränderungen muss auch das Thema Nachhaltigkeit mit einbezogen werden
Umgestaltung von Flächen:
Freie Friedhofsflächen könnten entsiegelt, mit insektenfreundlichen Pflanzen bepflanzt und als Lebensraum für Tiere gestaltet werden. Mit einer parkähnlichen Umgestaltung könnte der Friedhof zur „grünen Lunge“ der Gemeinde werden.
Die „grüne Lunge“:
Bäume und nahe kleine Wälder mildern Hitzebelastungen für die Bürgerinnen und Bürger, filtern leichte Luftverschmutzungen und bieten andere vielfältige natürliche Leistungen. Außerdem betreiben Bäume Fotosynthese; dabei entsteht auch unsere lebensnotwendige Atemluft.
Nachhaltige Materialien:
Bei Grabmalen wird auf regionale Natursteine und handwerkliche Arbeit geachtet, auch Recycling wird gefördert, in dem man gut erhaltene oder besondere Grabmäler umgestaltet. Grabplatten von ausgelösten Gräbern könnten beispielsweise für Urnengemeinschaftsgräber genutzt werden, indem man die entsprechenden Namen aufbringt. Bei Särgen könnte auf unbehandeltes Vollholz mit Verzicht auf Chemikalien, Farben und Kunststoffe zurückgegriffen werden. Auch der Ursprung des Holzes und kurze Transportwege sind wichtig.
Urnen mit nach Hause nehmen?
Manche Trauernde wünschen sich, dass die Asche der geliebten Verstorbenen zuhause oder an einem besonders bedeutsamen Ort ihre letzte Ruhe finden darf. In einigen Ländern, darunter die Schweiz, Niederlande und Frankreich, und auch in den meisten Bundesstaaten der USA, ist dies erlaubt. In Deutschland gilt ein strenger Friedhofszwang, mit Ausnahme des Bundeslandes Bremen, wo die Verstreuung auf privatem Grund möglich ist. Auch Rheinland-Pfalz hat ein neues Bestattungsgesetz beschlossen: Es erlaubt erstmals in Deutschland, Urnen mit Totenasche auch zuhause aufzubewahren, sie aufzuteilen oder in Flüssen beizusetzen. Ein weiteres Beispiel, wie sehr sich die Bestattungskultur verändert.
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